Ich kam, um zu helfen – nicht um zu posieren

Eine nachdenkliche Beobachtung zur politischen Inszenierung
Ich kam zu einer lokalen Aufräumaktion, weil ich etwas Konkretes für meine Gemeinschaft tun wollte, sowie die Zeit nützen, um mich mit meiner Bezirksleitung politisch auszutauschen.
Seit über drei Jahrzehnten beschäftige ich mich mit Geschichte und Politik – nicht aus reinem Interesse, sondern aus einem tiefen Wunsch heraus, diese Welt besser zu verstehen und, wenn möglich, mitzugestalten. Dabei bin ich mir der vielen Dinge bewusst, die im Argen liegen – und auch der Tatsache, dass politische Prozesse nicht immer so verlaufen, wie man es sich als Bürger erhoffen würde.
Dennoch bin ich zu dieser Veranstaltung gegangen – mit dem Wunsch, einen kleinen Beitrag zu leisten, praktisch, direkt, gemeinsam mit anderen. Vielleicht auch, um mir selbst zu beweisen, dass Politik auf lokaler Ebene noch etwas Echtes, Wirksames haben kann, und dass Politiker und Politikerinnen auch Menschen sind, mit denen man tatsächlich reden kann.
Was ich jedoch erlebte, ließ mich nachdenklich zurück.
Die Aktion wurde als gemeinsames Saubermachen im Stadtteil angekündigt – Bürger und lokale Politik, Seite an Seite. Wir bekamen Handschuhe, Müllsäcke, und für einen Moment hatte ich wirklich das Gefühl: Hier geht es um Engagement, um etwas Reales. Doch bald wurde deutlich, dass die Prioritäten woanders lagen.
Die Smart Phones waren als aller erstes bei der Hand. Politikerinnen und Politiker positionierten sich. Gruppen wurden aufgestellt, Reden gehalten, Kinderchöre mit Jubelbotschaften eingeübt, Bilder gemacht. Statt gemeinsam zu arbeiten, entstand zumindest bei mir der Eindruck, dass es vor allem um Außendarstellung ging. Die eigentliche Arbeit kam dabei kaum voran – wir schafften es, wenn überhaupt, hundert Meter.
Ich möchte niemandem unterstellen, dass es keine guten Absichten gab. Aber der Eindruck war: Die Inszenierung stand im Vordergrund. Und das hat mich traurig gestimmt.
Politik als Bühne, nicht als Dienst?
Denn ich glaube, viele Menschen – so wie ich – wünschen sich nichts sehnlicher, als echte, greifbare Zeichen politischen Wirkens. Nicht große Versprechen, nicht perfekte Bilder, kein selbstvergessenes Heldentum vor dem Herren, sondern gelebte Nähe.
Zuhören.
Anpacken.
Auch mal im Kleinen.
Was ich stattdessen erlebt habe, war ein Beispiel für etwas, das ich immer häufiger beobachte: Politik als Bühne, nicht als Dienst. Es ist ein Trend, den ich mit Sorge sehe – weil er Vertrauen kostet. Nicht auf einmal, sondern schleichend.
Wenn wir beginnen, politisches Engagement hauptsächlich durch seine mediale Verwertbarkeit zu gestalten, dann verschiebt sich etwas Grundlegendes. Die Frage „Was tun wir?“ wird ersetzt durch „Wie wirkt es?“ Und das hat Konsequenzen – für die Glaubwürdigkeit, für die Motivation der Bürger, und letztlich auch für das Miteinander in unserer Gesellschaft.
Wenn Politikerinnen und Politiker nur noch performen statt zu handeln, bleiben reale Probleme ungelöst. Die Glaubwürdigkeit von Institutionen erodiert. Menschen werden desillusioniert – nicht, weil sie gleichgültig sind, sondern weil sie den Unterschied zwischen Worten und Handeln spüren.
Wer immer wieder ignoriert oder abgewiegelt wird, zieht sich irgendwann zurück.
So stirbt Demokratie
Nicht durch einen großen Verrat, sondern durch viele kleine. Nicht mit einem Knall, sondern durch das langsame Verdunsten von Vertrauen.
Was wir brauchen, ist nicht mehr Sichtbarkeit, sondern Authentizität. Integrität. Wirkliches Zuhören. Wirkliches Handeln. Keine inszenierten Momente des Engagements, sondern anhaltende Arbeit im Hintergrund – auch wenn niemand zuschaut.
Ich will kein Teil einer Show sein.
Ich will Teil einer leistungsstarken Gemeinschaft sein.
Eine Einladung, kein Urteil
Ich sage das nicht aus Wut, sondern aus Sorge. Und auch aus Enttäuschung – weil ich glaube, dass wir besser sein könnten. Dass Politik wieder mehr Substanz statt Oberfläche braucht. Und dass Menschen, die sich engagieren wollen, nicht das Gefühl bekommen sollten, bloße Statisten in einem inszenierten Ablauf zu sein.
Fotokulisse für politische PR Arbeit zu sein.
Ich schreibe diesen Text nicht, um zu verurteilen, sondern um anzuregen. Ich weiß, dass politisches Handeln oft unter großem Druck und vielen Zwängen steht. Aber vielleicht beginnt Veränderung nicht mit dem großen Wurf, sondern mit kleinen Momenten echter Begegnung – abseits der Kameras, mitten im echten Leben.
Mein Wunsch
Wenn dieser Text auf jemanden herausfordernd oder unangenehm wirkt, bitte ich darum, ihn nicht als Angriff zu verstehen, sondern als Einladung: zum Innehalten, zum Überdenken, vielleicht auch zum Gespräch.
Denn genau das ist es, was ich mir wünsche:
– weniger Inszenierung, mehr Zuhören.
– weniger Wirkung nach außen, mehr Wirkung im Inneren.
– und mehr Orte, an denen wir gemeinsam und auf Augenhöhe etwas bewegen können
– jenseits von Bildern, die gut aussehen, aber bedauerlicherweise wenig bewirken.
Führung bedeutet nicht SHOW POLITIK.
Führung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.
Auch dann, wenn einem diese Verantwortung nicht explizit übertragen wurde.
Ich wünsche mir Politikerinnen und Politiker, die die Anliegen der Menschen zu den ihren MACHEN.
Ich wünsche mir eine Leadership, die sich ZUSTÄNDIG FÜHLT.
Ich wünsche mir eine Leadership, der man nicht erklären muss, was zu tun ist, sondern die ein VORBILD darstellt, an dem man sich gerne orientieren möchte.
Ich wünsche mir eine Leadership, die authentisch ist, und weiß, wo vorne ist.
Ich wünsche mir eine Leadership, die außer der Kompetenz noch den Ehrgeiz mit bringt, Dinge tatsächlich erledigt zu bekommen.
Zusammengefasst:
WENIGER SHOW POLITIK, MEHR ACTION, BITTE!
Ferdinand Claus Ascher, Wien am 29.04.2025